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Eine Sternstunde des Kunstliedes
Caroline O’Dwyer und Sonja Schönamsgruber präsentieren ein überragendes Konzert in Leutershausen und Dinkelsbühl.
Als Kinder haben sie in Leutershausen öfters zusammen auf der Straße gespielt. Zu einem Sommerkonzert der Berufsfachschule für Musik (BfsMusik) in Dinkelsbühl haben sie wieder zueinander gefunden. Die US-amerikanische Mezzosopranistin Caroline O‘Dwyer, die Enkelin des verstorbenen Ehrenbürgers von Leutershausen, Bill O’Dwyer, und Sonja Schönamsgruber, ehemalige Schülerin der BfsMusik, welche heute als Pianistin und Klavierdozentin in Frankfurt tätig ist.
Deutsche Kunstlieder der Romantiker Franz Schubert, Hugo Wolf, Johannes Brahms, Richard Strauss und Robert Schumann beherrschten das Programm, wobei die Librettisten oft keine geringeren waren als Friedrich Rückert, Eduard Mörike oder Johann Wolfgang von Goethe. Meist ging es in den Liedern um Leidenschaft, verzehrende Sehnsucht, Liebesfreud und Liebesleid.
Eine interessante Ergänzung hierzu stellte die Hommage an die Stadt Venedig des modernen englischen Komponisten und Liedermachers Michael Head dar. In seinen „Three Songs of Venice“ erlebten die Zuhörer den Ruf des Gondoliere in den verwinkelten Kanälen der Stadt, das Taubenballett auf dem Markusplatz, die Glocken von San Marco und die stürmischen Winde auf der regengrauen Lagune.
Caroline O’Dwyer sang einen ausdrucksstarken, lyrischen Mezzosopran von hoher Virtuosität und Dramatik. Brillant ausmodulierend, mit sauberer deutschsprachiger Artikulation verstand sie es, jedem Satz, jedem Wort eine feinsinnige Aura zu geben. Hoch sensibel, mit viel Pathos und warmem Timbre sang ihr Herz, ihre Seele.
Im pianistischen Gegenpart bot Sonja Schönamsgruber ein schattierungsreiches emotional differenziertes Tastenballett. Begleitend, überbrückend und ausschmückend ziselierte sie bereichernd die Stücke mit elegantem Temperament; weich ihr Anschlag, virtuos ihre Technik. Voll Intimität gab sie den klar dahinperlenden Tonläufen pedaliter Raum zum Leben, zum Verklingen.
Als von den beiden Künstlerinnen hervorragend interpretierten Höhepunkt im zweiten Teil des Abends erwies sich Robert Schumanns Liederzyklus „Frauenliebe und Leben, Op. 42“: Weit war der Bogen gespannt, von den Jungmädchenspielen über die erste zarte Liebe, das gegenseitige Liebesbekenntnis, bis hin zu Heirat und Schwangerschaft und dem überraschenden Tod des geliebten Ehemannes und Ernährers. Nach dieser Katastrophe blieb nur noch Trauer, Bedeutungslosigkeit, das Nichts, ein eindringlicher Spiegel des fast typischen Lebensbilds der Frau des 19. Jahrhunderts.
Lange spendete das Publikum begeisterten, hoch verdienten Beifall. Mit den Zugaben „Frühlingsglaube“ von Franz Schubert und „A Route to the Sky“ (eine Straße zum Himmel) des amerikanischen Songwriters Jake Heggie endete ein faszinierender Liederabend.
(Liederabende in Leutershausen und Dinkelsbühl am 07. und 08. Juli 2013)
(Mit freundlicher Genehmigung von Volker Schmidt)

Liederabend in Dinkelsbühl am 08. Juli 2013
Konzertsaal der Berufsfachschule für Musik Dinkelsbühl
Caroline O'Dwyer (Mezzosopran) und Sonja Schönamsgruber (Klavier)
Foto: Volker Schmidt